NOVEMBER 2022

Liebe LeserInnnen,

draußen ist alles grau in grau, es ist feucht und frisch, irgendwie halt ein richtiges Sch...wetter! Das ist normal, wir haben November und das ist nun mal der Herbst. Das weiß ich natürlich auch, aber angesichts der verschiedenen Krisen und Probleme könnte es doch diese Winter- oder Heizperiode lang 20 °C und sonnig bleiben. Wünsche darf man ja noch haben, die sind noch nicht teurer geworden!

Neulich traf ich einen alten Kumpel, der sagte mir: „Gott sei Dank ist das Jahr bald rum, nächstes Jahr wird alles wieder normal.“ Ich beließ es bei einem kurzen Lachen, ich wollte ihn ja nicht in eine Lebenskrise stürzen. Aber mal Spaß beiseite, normal wird hier wohl nichts mehr werden, auch wenn Krieg und Pandemie vorbei sind. Auch muss man erstmal definieren, was normal überhaupt bedeutet. Heißt es, der Krieg in der Ukraine ist zu Ende, es gibt kein Corona mehr und wir können wieder Strom, Wärme und Wasser so verschwenden wie es vorher war? 
Können wir uns wieder entspannt zurücklehnen und die Welt leicht von oben herab betrachten, weil es uns ja so gut geht? Dann hätten wir mal wieder nichts aus dem Unheil gelernt, wie es ja schon oft in unserer Geschichte war.

Wir werden uns wohl oder übel daran gewöhnen müssen, dass unsere Komfortzone, unser altes Leben, verschwunden ist. Wir sollten wohl versuchen, wirklich sparsamer zu leben und den Gürtel enger schnallen, wo es nötig ist. Da kann es auch nicht schaden, wenn man ab und zu die Spartipps aus den Medien annimmt, das ist ja nicht alles Blödsinn, was da verbreitet wird. Natürlich darf sich auch jeder selbst einbringen, sofern er hilfreiche Ratschläge hat. Doch Meckern allein bringt uns nicht weiter, das haben wir jetzt schon monatelang gemacht. Das Wichtigste an der jetzigen Situation ist, dass wir alle irgendwie zusammenhalten müssen. Auch wenn sich der Bundeskanzler diesbezüglich etwas seltsam ausgedrückt hat, so hat er in der Sache aber Recht. Wenn sich alle möglichen Gruppierungen bilden und jede für sich versucht, das Beste herauszuschlagen, werden wir die Krise(n) wohl nie bewältigen.

Doch das sollten dann aber wirklich alle kapieren. Solange es Menschen, Firmen oder sonstige kapitalistische Strukturen gibt, die meinen, gerade jetzt ihren Reibach machen zu können, wird es immer mehr Not im Land geben.Aber das scheint sich so weit nicht herumgesprochen zu haben. Denn im Moment ist es egal, in welches Geschäft man geht, wohin man fährt oder was man dringend benötigt, alles wird wöchentlich oder gar täglich teurer. Nun braucht man es nicht immer wieder herunterbeten, jeder weiß, dass Rohstoffe, Energie und sonstwas im Einkauf teurer geworden sind. Aber doch nicht in dem Maße! Das wäre doch mal ein Ansatzpunkt für unsere PolitikerInnen, vor allem die aus der Opposition! Statt nur im Bundestag zu sitzen und gegen jedes gesagte Wort der Regierung zu wettern, könnten die sich doch mal schlaumachen und in den verschiedenen Betrieben nachhaken, ob diese immensen Preiserhöhungen auch wirklich notwendig sind. Ich glaube nämlich nicht. Aber klar, das wird wohl nichts, damit würde man bestimmt keine Wahl gewinnen... 

Doch auch die Preistreiber selbst sollten sich vielleicht nochmal überlegen, was sie da anrichten. Was ist denn, wenn die Leute ihr Geld nicht mehr in die teuren Geschäfte tragen, weil sie es für lebensnotwendige Dinge ausgeben müssen? Dann ist gerade von diesen Geschäftsleuten und Betrieben wieder Gejammer zu hören und der Schrei nach Unterstützung und Soforthilfe wird laut. Oder was ist, wenn wirklich ein Großteil der Bevölkerung die Wohnung verlieren würde, weil sie Miete, Strom oder Heizung nicht mehr bezahlen können? Wer wäre dann noch in der Lage, in ihren Betrieben zu arbeiten, um den Reichtum der FabrikantInnen weiter zu gewährleisten? Natürlich ist das alles ein wenig überzogen dargestellt, doch so ganz utopisch dürften diese Vorstellungen auch nicht sein. 
Vor allem wäre es vor allen Dingen vielleicht ganz amüsant anzusehen, was unsere Oberschicht dann wirklich tun würde. 

Es gibt allerdings auch Stimmen, die der Meinung sind, dass Geld genug da ist und man es nur anders verteilen müsste. Hauptsächlich geht es dann um die vielen Milliarden, die zur Aufrüstung der Bundeswehr und für Waffenlieferungen an die Ukraine verwendet wurden. Ganz klar, niemand braucht Krieg oder Waffen, bis vor ein paar Monaten war ich sogar der Meinung, wir sollten unsere Armee abschaffen und das Geld in den Wohnungsbau stecken. Doch seit Ende Februar denke ich da anders. Auch die Waffenlieferungen für die Ukraine fand ich anfangs in der Höhe nicht in Ordnung. Doch was wäre die Alternative? Putin hätte die Ukraine überrollt und in russischen Besitz genommen. Und dann hätte er wohl weitergemacht, es gibt ja noch eine Menge ehemaliger Sowjetrepubliken zu erobern, um die einstige Macht und Größe wiederzuerlangen. Vom Gegenteil kann mich erst mal keiner überzeugen. Und wenn es auch jetzt noch Menschen gibt, die sagen, das geht uns nichts an, dann muss die Frage erlaubt sein, was wäre, wenn Putin das Gebiet der ehemaligen DDR auch als frühere Sowjetrepublik ansehen würde? 

So, für diesen Monat hab ich genug gemeckert! Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und bedanken uns für Ihre Unterstützung! 

Carsten

 

Unter anderem in dieser Ausgabe:

  • Das System auf den Kopf stellen – Finnland macht dem Rest der Welt vor, wie Obdachlosigkeit beendet werden kann
  • Überwindung von Wohnungslosigkeit – Bezahlbaren Wohnraum schaffen unter Einbeziehung  wohnungsloser Menschen auf allen Ebenen
  • Interview mit Corinna Lenhart
  • Im Gespräch mit Tom Haller – Inhaber von Flight 13 Records & Mailorder
  • 900 Jahre Armut in Freiburg (Teil 21)
  • Buchbesprechung von utasch – Eva Raisig: Seltene Erde
  • FairTragen – Ein Plädoyer für einen bewussten Umgang mit Kleidung